Sieger des MINToringSI Jahrgangs 2015 gekürt

Sieger der MINToringSi Projektphase 2015: (v.l.n.r.) Dr. Bernd Klose, Prof. Dr. Thomas Seeger, Leo Fischer, Tim Elter, Domenic Gust, Tobias Adam, Jona Irle, Werner Hücking, MINTor Daniel Herrmann, Dipl.-Ing. Jörg Dienenthal (Krankheitsbedingt fehlte das sechste Gruppenmitglied: Tom Lorenz Klein)

Im Rahmen des MINToringSi-Programms wurde im Haus der Siegerländer Wirtschaft eine von fünf Gruppen zum Sieger der fünf  Monate dauernden Projektphase gekürt. Das Projekt der Gruppe – eine Blinkeranlage für Fahrräder mit zugehöriger Funktionsweste. Nach der vorangegangenen schriftlichen Ausarbeitung der Projekte hatten die Gruppen die Gelegenheit, ihre Projekte inklusive der konstruierten Prototypen einem interessierten Publikum aus Vertretern von Unternehmen, Lehrern und Eltern zu präsentieren. Die Bandbreite der vorgestellten Arbeiten umfasste neben dem Siegerprojekt die Entwicklung einer Laserharfe, den Bau eines Bakterien-Brutkastens und eines „Sun-Freezers“ sowie eine Idee zum Recycling von Thermoplast-Kunststoffen.

„Neben der guten Dokumentation, der guten Recherche und der Präsentation der Arbeit, stach insbesondere die Idee heraus, einen vertrauten Alltagsgegenstand um Funktionalitäten der Moderne zu erweitern.“, erläuterte Dr. Bernd Klose, Programmleiter seitens der Universität Siegen die Juryentscheidung in seiner Laudatio. „Die Gruppe setzte sich intensiv mit ihrer Idee auseinander und hat sogar eine kleine Umfrage zur Relevanz ihres Projektes gestartet. Wichtig war ihnen, die Sicherheit für Fahrradfahrer im Straßenverkehr zu erhöhen“ ergänzt Christina B. Schmidt, Programmbetreuerin seitens des Verbandes der Siegerländer Metallindustriellen e.V. (VdSM).  Das Ergebnis des Projektes, ein mit Blinkanlage ausgestattetes Fahrrad, sowie eine dazugehörige per Funk angesteuerte  Weste mit daran befestigten LED, konnte dem beeindruckten Publikum funktionstüchtig vorgestellt werden.

MINToringSi fördert seit 2008 in jeweils drei Jahre dauernden Mentoren-Beziehungen den Übergang von der Schule an die Hochschule. „Wir möchten mit diesem Programm dazu beitragen, die Fachkräftesicherung auch für unsere Unternehmen zu unterstützen. Es setzt daher auch auf die mit den naturwissenschaftlich-technischen Fächern verbundene Faszination, die die Teilnehmenden zusätzlich für ein Studium motiviert“ schildert Jörg Dienenthal, Vorsitzender des VdSM die Hintergründe.

Werner Hücking, der sich für das Programm seitens der Bezirksregierung Arnsberg stark macht, wünscht sich, „dass das Programm auch anderen Schülerinnen und Schülern Mut macht, sich mit den MINT-Fächern zu beschäftigen. Ein solides Studium in diesem Bereich abzuschließen ist nicht nur besonders Begabten möglich, vor allem bei den bemerkenswert guten Betreuungsverhältnissen an der Universität Siegen.“

Prof. Dr. Thomas Seeger, Prodekan für Qualität und Internationales der Naturwissenschaftlich-Technischen Fakultät der Universität Siegen, ergänzt aus Elternsicht die positiven Effekte, die die Teilnahme an Förderprogrammen dieser Art auf die Teilnehmenden habe: „Die Jugendlichen entwickeln sich, werden sich ihrer Stärken bewusst und lernen, als Team zu agieren. Auch durch die Konfrontation mit Schwierigkeiten im Projekt wächst der Erfahrungshorizont der Teilnehmenden.“

Die Zukunft lernt im Kindergarten und in der Grundschule

Prof. Dr. Gisela Lück führte mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auch kleine Experimente durch.

„Naturwissenschaftliche Bildung schon im Kindergarten und in der Grundschule: sprachfördernd, inklusionssensibel und mit spannenden Experimenten“ – das war das Thema einer Vortragsveranstaltung für Erzieherinnen und Erzieher aus Kindertagesstätten in Siegen-Wittgenstein, die kürzlich im Haus der Siegerländer Wirtschaft in Siegen stattfand. Die Veranstaltung wurde von den Arbeitgeberverbänden Siegen-Wittgenstein angeboten und durchgeführt.

Expertin auf dem Gebiet der naturwissenschaftlichen Früherziehung und Referentin der Veranstaltung war Prof. Dr. Gisela Lück, Chemiedidaktikerin an der Universität Bielefeld: „Bereits im Vorschulalter nehmen Kinder an den Dingen ihrer Umgebung Anteil und versuchen, die Zusammenhänge ihres Umfelds zu ergründen. Zahlreiche Untersuchungen belegen, dass sogar schon bei Drei- bis Fünfjährigen die entwicklungspsychologischen Voraussetzungen für einen Zugang zu naturwissenschaftlichen Phänomenen angelegt sind. Diesem nachweisbaren Interesse der Kinder kommt das bisherige Bildungsangebot aber nicht nach. Aus diesem Grunde haben wir spannende Experimente für Kinder im Kindergartenalter entwickelt, in denen sie erste Erfahrungen mit der unbelebten Natur machen.“

Kindergartenkinder sind begeistert dabei, wenn es um das Erkunden von Naturphänomenen geht. Auch im Grundschulalter setzt sich dieses Interesse fort. Daher ist es begrüßenswert, dass die Bildungsvereinbarungen für die Kita und die Lehrpläne für den Sachunterricht Naturphänomene verstärkt berücksichtigen. Dennoch stößt die praktische Umsetzung im Alltag oft auch auf Grenzen, weil die Heterogenität der Lerngruppen zu groß oder andere Themenfelder wie sprachliche Förderung ebenfalls einen hohen Stellenwert einnehmen. Der Vortrag von Frau Prof. Dr. Gisela Lück zeigte Wege auf, wie durch naturwissenschaftliche Bildung im frühen Kindesalter sowohl unterschiedliche Lerngruppen gleichzeitig gefördert werden und zudem auch sprachliche Kompetenzen unterstützt werden können. Er gab zudem einen Überblick über die Möglichkeiten naturwissenschaftlicher Förderung in Kindergarten und Grundschule, wobei ein besonderer Stellenwert auf neuere Untersuchungsergebnisse zur Förderung von Kindern mit Lernbarrieren gelegt wurde. Zudem wurden entwicklungs- und lernpsychologische Aspekte vorgestellt, die verdeutlichen, warum die frühe Hinführung zu naturwissenschaftlichen Phänomenen wirksam ist. Kleinere Experimente während des Vortrags forderten zum Nachmachen für zu Hause auf.

Die Arbeitgeberverbände Siegen-Wittgenstein engagieren sich schon seit einigen Jahren auf dem Gebiet der MINT-Bildung. MINT steht dabei für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Gerade diese Bereiche sind es, die in der heimischen Industrie besonders nachgefragt werden und bei denen inzwischen ein immer größer werdender Mangel an qualifizierten Nachwuchskräften festzustellen ist. Die Innovationskraft und die Leistungsfähigkeit der Ingenieure und der qualifizierten gewerblich-technischen Fachkräfte sind jedoch maßgeblich für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen in Siegen-Wittgenstein. Sowohl aus Arbeitgebersicht wie auch aus gesellschaftspolitischer Perspektive haben die Arbeitgeberverbände deshalb ein großes Interesse daran, die naturwissenschaftliche Früherziehung gezielt in ihrer Verbandsregion zu unterstützen.

Diese Vortragsveranstaltung ergänzt die inzwischen vielfältigen MINT-Aktivitäten der Arbeitgeberverbände Siegen-Wittgen­stein. Dazu gehören beispielsweise auch der Einsatz der Miniphänomenta in Grundschulen oder das Projekt MINToringSi, die Begleitung von Abiturienten auf ihrem Weg in ein Studium.

Deutsche Schüler sind keine finanziellen Analphabeten

Ein Budget kalkulieren, online überweisen, die Altersvorsorge planen – können 15- und 16-Jährige das? Siegener Wissenschaftler haben das in einer Studie untersucht.

In den kürzlich veröffentlichten PISA-Ergebnissen zur finanziellen Bildung von Jugendlichen schneiden viele Länder schlecht ab. Deutschland nicht – es hatte gar nicht teilgenommen. Wirtschaftswissenschaftler Dr. Michael Schuhen und Susanne Schürkmann vom Zentrum für ökonomische Bildung (ZöBiS) der Universität Siegen finden das richtig. Die PISA-Studie sei wenig aussagekräftig, sagen sie. Deshalb haben die beiden seit 2012 eine eigene Studie zu den finanziellen Kompetenzen deutscher Jugendlicher durchgeführt. Eines der Ergebnisse lautet: Deutsche Schülerinnen und Schüler sind nicht pauschal finanzielle Analphabeten. Bei den Themen Schulden und Versicherungen haben sie aber großen Nachholbedarf.

„Wir bestärken Deutschland darin, nicht an der PISA-Studie teilzunehmen, weil es dabei im Wesentlichen um mathematische Kenntnisse geht“, sagt Michael Schuhen. „Nur weil wir rechnen können, verstehen wir aber nicht automatisch wirtschaftliche Zusammenhänge“, erklärt er seine Kritik. Ihre eigene, nicht repräsentative Studie haben die Siegener Wissenschaftler deshalb anders konzipiert. Sie gaben den 400 teilnehmenden SchülerInnen Tools an die Hand, zum Beispiel einen Sparratenrechner, mit dessen Hilfe die 15- und 16-Jährigen Situationen aus dem echten Leben einschätzen sollten. Die Jugendlichen sollten im Test zum Beispiel erkennen, wie sie die Rentenlücke bei der Altersvorsorge schließen können. Entscheidend sei nicht die Zahl oder der Prozentsatz am Ende des Rechenweges, meint Schuhen. „Wenn mir mein Rechner einen Wert von 2,3 Prozent anzeigt, sagt mir das erstmal gar nichts. Ich muss wissen, wie ich die Zahl bewerte und wie sie sich auf meine Entscheidung auswirkt.“

Im Test sollten die SchülerInnen einschätzen, wie sicher oder risikobehaftet ihre Geldanlage ist, wie sie das Budget für ihren Einkauf kalkulieren, oder wie sie online eine Rechnung überweisen. Die reinen Rechenschritte konnten die meisten SchülerInnen gut lösen, ebenso gut konnten sie Online-Tools nutzen. Schwierig wurde es, wenn sie das Ergebnis auf ihre konkrete Lebensplanung übertragen oder Entscheidungen treffen sollten. „Da fehlt es schulformübergreifend an entsprechenden Kompetenzen“, erklärt Susanne Schürkmann. Die ForscherInnen fordern deshalb, ein institutionalisiertes Schulfach mit gut ausgebildeten Lehrern, wie es momentan in NRW diskutiert wird.

Das Problem liege darin, dass in Deutschland im Alltag selten über Themen wie Schulden oder Versicherungen geredet würde, beziehungsweise erst, wenn die Krise schon da sei. Schulden seien in Deutschland verbreitet ein Tabu-Thema. Beim Thema Sparen, also der Vermögensbildung, sehe das etwas anders aus. Das lernen Kinder teils schon, wenn sie Taschengeld zur Verfügung haben oder einen Ferienjob machen.

Die Siegener Wissenschaftler möchten keine Erziehungstipps geben. Wichtig ist ihnen, dass alle Kinder die gleichen Chancen haben, ein gewisses Grundlevel an Finanzwissen und -kompetenz zu erlangen. „Was die Jugendlichen mit dem Wissen machen, ist ihre Sache. Wichtig ist, dass sie sich in der Finanzwelt auskennen und nicht abhängig von Empfehlungen oder Entscheidungen anderer sind, die fatale und kostspielige Konsequenzen haben können“, sagt Schürkmann.