Schulen können sich wieder für das Berufswahl-SIEGEL bewerben

logo-kleinBislang sind neunzehn weiterführende Schulen aus den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe für ihre herausragende Berufswahlorientierung von den Wirtschaftsjunioren Südwestfalen mit dem Berufswahl-SIEGEL ausgezeichnet worden. Ab jetzt können sich weitere Schulen aus der Region für das bundesweit einmalige Qualitätszertifikat bewerben. Gleichzeitig beginnt für die Schulen, die vor drei Jahren als erste das SIEGEL erhalten haben, die erste Re-Zertifizierungsrunde, denn das Berufswahl-SIEGEL ist eine Auszeichnung auf Zeit.

„Wir hoffen, dass durch die guten Beispiele aus den ersten Runden weitere Schulen motiviert werden, sich für das Berufswahl-SIEGEL zu bewerben. Die Bewerbungsunterlagen können von unserer Internetseite www.berufswahlsiegel.org heruntergeladen werden. Bewerbungsschluss ist der 2. Februar 2017“, erläutert Gesine Westhäuser von den Wirtschaftsjunioren Südwestfalen. Die Schulen, die für eine Re-Zertifizierung anstehen, erhalten die dafür notwendigen Unterlagen direkt zugeschickt.

Das Bewerbungsverfahren läuft in beiden Fällen in zwei Stufen ab. Zunächst müssen die teilnehmenden Schulen einen Kriterienkatalog etwa  zu Themen und Projekten über die Wirtschafts-, Arbeits- und Berufswelt in Unterricht und Schule, beantworten. Die Auswertung erfolgt durch eine unabhängige Jury. Fällt das jeweilige Ergebnis positiv aus, findet danach eine weitere Auditierung vor Ort in der Schule statt.  Wird auch diese Runde gemeistert, erfolgt am Ende im Sommer 2017 die Verleihung des Berufswahl-SIEGELs.

Neben den Wirtschaftsjunioren Südwestfalen, einem Zusammenschluss junger Unternehmer und angestellter Führungskräfte  arbeiten in der Jury u. a. erfahrene Pädagogen, Vertreter der Agentur für Arbeit, der Kreishandwerkerschaft, der IHK Siegen, der IG Metall und des DGB sowie aus Unternehmen und Arbeitgeberverbänden mit.

„Das Berufswahl-SIEGEL wird nach bundesweit einheitlichen Kriterien vergeben. Es hat dadurch einen sehr hohen Stellenwert und eine besondere Aussagekraft in Bezug auf die Qualität der Berufswahlorientierung an weiterführenden Schulen. Die Wirtschaftsjunioren Südwestfalen unterstützen dieses Projekt, weil davon nicht nur die Schulen profitieren, sondern vor allem die Schülerinnen und Schüler, die besser auf ihre Berufswahl vorbereitet werden“, so Gesine Westhäuser.

Smartphones sind in der Schultüte angekommen

„Frau Lehrerin, warum sind Sie eigentlich nicht in unserer WhatsApp-Gruppe?“ Keine fiktive Frage, sondern eine, die LehrerInnen aktuell im Unterricht begegnet. Wie LehrerInnen Teil des digitalen Alltags ihrer SchülerInnen sein können und sollten, das hat Medienberater Johannes Wentzel nun an der Universität Siegen beantwortet. Im Rahmen der Reihe „Fokus Lehrerbildung“ hat Wentzel vor Lehramts-Studierenden zum Umgang mit der digitalen Lebenswelt von Jugendlichen referiert. „Smartphones sind heute schon in der Schultüte angekommen“, sagt Wentzel. Rund ein Fünftel der Fünftklässler sei heute bei Facebook unterwegs, umso mehr bei Portalen wie Youtube, Instagram oder Snapchat. Er sehe LehrerInnen zwar nicht in der Pflicht, 24 Stunden online zu sein und ihre Privatsphäre zu opfern. Andererseits, wenn die Lehrkraft gar nicht in der digitalen Welt der SchülerInnen anwesend ist, erfahre sie von Gefahren wie Cybermobbing oder Sexting spät oder gar nicht. Eine mögliche Lösung des Dilemmas: „Beide Seiten müssen frühzeitig die nötige Medienkompetenz aufbauen“, sagt Ulf Krippendorf vom Zentrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung (ZLB) an der Universität Siegen. Krippendorf organisiert Weiterqualifizierungsangebote für Lehramts-Studierende und hat Wentzel zum Vortrag in die Lernwerkstatt Lehrerbildung eingeladen. Schon in der Grundschule, so Krippendorf, sollten sich LehrerInnen Konzepte überlegen, wie sie Nutzen und Gefahren der digitalen Welt fächerübergreifend in den Unterricht einbinden wollen. SchülerInnen sollten zum Beispiel lernen, wie sie Suchmaschinen wie Google effizient nutzen, aber auch ein Bewusstsein für mögliche Gefahren entwickeln, wenn sie private Bilder oder Videos in sozialen Netzwerken teilen. „Um dem Gruppenzwang von WhatsApp oder anderen Sozialen Medien zu entgehen, könnten Schulen auch ein eigenes soziales Netzwerk mit entsprechenden Funktionalitäten für alle Schulmitglieder aufbauen, um Rechtssicherheit und Datenschutz zu gewährleisten und die Schulgemeinschaft zu stärken“, schlägt Krippendorf vor. Gleichzeitig könnten über diese Plattformen auch E-Learning-Angebote organisiert werden. Es gebe bereits Modellschulen, die diesen Ansatz verfolgen. Medienberater Johannes Wentzel hatte nicht nur einen Appell an die angehenden LehrerInnen, sondern auch an die Eltern: „Die Medienerziehung darf nicht erst in der Schule starten. Eltern müssen besonders auf die Offline-Zeit ihrer Kinder achten. Die Kinder lernen die nicht-mediale Zeit schätzen.“ Der Referent wünscht sich eine ausgeprägte Debatte in Schulen und einen Austausch mit den Eltern. „Das kommt leider kaum vor“, betonte er, „es bedarf eines Diskurs, der über den Datenschutz hinausgeht. Viele Eltern, aber auch Lehrer bekommen nichts, oder wenig davon mit, was Kinder im Internet machen.“

Der Vortrag zu „Digitalen Lebenswelten von Jugendlichen im schulischen Alltag“ ist Teil der Reihe „Fokus Lehrerbildung“ und entstand durch die Zusammenarbeit zwischen dem Sonderforschungsbereich „Medien der Kooperation“, der OASE Lernwerkstatt und dem Zentrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung an der Universität Siegen. Der Medienberater Johannes Wentzel war zum zweiten Mal in diesem Jahr an der Siegener Uni: Auf Einladung von Prof. Dr. Jutta Wiesemann referierte er im Juni bereits in der OASE Lernwerkstatt über Medien in Vorschule und Grundschule.

Mehr zum Thema „Frühe Kindheit und Smartphone“

Prof. Dr. Jutta Wiesemann, Mitglied des Sonderforschungsbereichs (SFB) „Medien der Kooperation“ forscht zur Mediensozialisation von Kindern im Vorschulalter. Im SFB-Teilprojekt „Frühe Kindheit und Smartphone“ untersucht Wiesemann die Medienpraktiken von Vorschulkindern und welche tiefgreifenden Veränderungen in den elementaren Kommunikations-, Sozialisations- und Lernprozessen durch die neuen Medien erfolgen.